Ann Thal.
Der Mensch, wie er fühlt.
Der Mensch, wie er sucht, sich fürchtet, rennt, wie er verlangt und träumt, wie er tanzt und triumphiert, strandet und scheitert. Ist es die Sprache, die all diese Geschichten über den Menschen am besten auszudrücken vermag? Die Sprache die so übermächtig und beherrschend ist, die alles zeichnet, unser Bewusstsein und die Welt, die Gesamtheit und das Nichts?
Es gibt noch ein weiteres Medium, das ganz wunderbar erzählen kann, und das ist die Fotografie. Und in mancher Hinsicht ist die Fotografie der Sprache sogar überlegen. Fotografie hat nicht das autoritäre Moment der Sprache. Sie mag zuweilen vielsagend und aussagekräftig sein, aber ihr fehlt der diktatorische Charakter der Sprache, dieses Festschreibende, mit Worten Fixierende, das Endgültige. Und es ist vor allem die Kunstfotografie, die sich nicht festlegt, die nicht deuten und erklären will, die einfach nur zeigt, einlädt und Raum für Interpretationen lässt. Bei Bildern sind die Betrachter die Hauptakteure der Erzählung, denn es sind am Ende ihre Gedanken und Assoziationen, ihre Lebenswelten, die aus der Fotografie eine Geschichte machen.
Ann Thal hat Literaturwissenschaft studiert, arbeitet seitdem als Autorin und Journalistin und entdeckte vor einigen Jahren ihre Leidenschaft für die Fotografie. Im Mittelpunkt ihrer Bilder steht der Mensch, der Mensch wie er fühlt, in seiner ganzen Bandbreite an Empfindungen, von Übermut zu Trauer, von Wahn zu Demut. Widersprüchliches und Konträres herauszuarbeiten, bildet dabei den Kernpunkt ihrer Arbeit. So sieht man in Ann Thals Bildern Anmut in der Furcht, Ästhetik in der Zerrissenheit, Würde in der Einsamkeit. Surreales paart sich mit Banalem, Skurriles mit Schönem.
Jedes der Bilder steht für sich; komponiert als Galerie, ergeben ihre Fotografien eine neue Sinnhaftigkeit und schenken dem Betrachter zahlreiche Impulse, um seine persönliche Geschichte zu kreieren. Während die Bilderstrecken jeweils thematisch gefasst sind, will sich die Fotografin stilistisch nicht binden. Sie bedient sich verschiedenster fotografischer Genres und Techniken und hat damit ihren ganz eigenen unverwechselbaren und ungezähmten Stil geschaffen.